Zum Foto:
Marc Provencal (rechts) mit seinem Kollegen Yasar Duman vor seinem Heimatbild, das er in Ghana gemacht hat. (Foto: Empfangshalle)
Auf dem Bild zu sehen sind er selbst, seine wiedergefundene Mutter, sein Stiefsohn und ein Teil seiner neu entdeckten Verwandtschaft.
„Meine Mutter war seht jung, als sie mich als ihren Erstgeborenen zur Welt brachte. Ich glaube sie war 13 oder 14 Jahre alt. Als ich vier war hat mich mein Vater zu sich nach Accra genommen. Da es in ihrem kleinen Dorf am Rande des Regenwaldes keine Post und kein Telefon gibt, habe ich nichts mehr von ihr gehört. Ob sie noch am Leben ist? Ich muss hinfahren."
WOHER KOLLEGE WOHIN KOLLEGE (2002-2006; 2022)
„Heimat“ kann man nicht einfach anfassen oder abbilden. „Heimat“ ist ein Gefühl, das sich zusammensetzt aus unterschiedlichsten Stimmungen, Erinnerungen an Erlebtes und Hoffnungen auf ein glückliches Leben. Erst wenn dieses Gefühl mit einem Ausschnitt der realen Welt zur Deckung gebracht ist, kann ein „Heimatbild“ entstehen. EMPFANGSHALLE befragte Angestellte der Münchner Abfallwirtschaft mit Herkunft aus den verschiedensten Ländern zu ihren Bildern für Heimat. Damit diese Bilder entstehen konnten, baute EMPFANGSHALLE ein Müllauto zu einem Wohnmobil um. Mit diesem Wagen sollten die Männer sich auf den Weg machen – einer nach dem anderen – ihr ganz persönliches Heimatgefühl zu fotografieren. Ein einziges Foto, auf dem immer auch das Müllauto zu sehen sein musste, sollte alles sagen, ihre Geschichte erzählen, alle Fragen beantworten. Zurück in München, wurde das Heimatbild dann auf dem Müllauto angebracht, mit dem der Kollege täglich arbeitete. So schwärmte morgens eine mobile Ausstellung in die Stadt aus, bei der die Müllwerker den MünchnerInnen ihr Heimatbild zeigten. Kommunikation und Interaktionen auf der Straße sind die Träger des Kunstwerkers im öffentlichen Raum.
https://www.empfangshalle.de/kunst/projekte/woher-kollege-wohin-kollege/
Auf der Suche … nach Heimat
Eine Auswahl der Fototafeln wird nun im Rahmen des Ausstellungsprojekts „Auf der Suche …“ in St. Markus noch einmal gezeigt. In einem Vorgespräch konstatierte Michael Gruber: „Unser Projekt ist fast zwanzig Jahre alt. Und ich habe den Eindruck, mit jedem Jahr wird es aktueller.“
Dass es solch eine dringliche Aktualität bekommt, war wohl niemandem von uns klar, als wir das Ausstellungsprojekt planten. Durch den Krieg in der Ukraine und Tausende geflüchtete Menschen in München stellt sich – ganz aktuell und plötzlich sehr nahe gerückt – auch uns die Frage, was Heimat eigentlich ist und bedeutet. Was empfinden diejenigen, die Ihre Heimat Ukraine verlassen haben? Die für Freiheit und für ihre Heimat kämpfen? Und kann mir ein Ort zur Heimat werden, dessen Sprache ich nicht verstehe und an dem ich zwei Quadratmeter Bett und eine Tasche mein eigen nenne …? 60 Millionen Kinder sind auf der Flucht. Das verändert eine Welt und die Grundlagen ihrer Gesellschaften.
Was ist für Sie, für dich Heimat? Woher kommst du, was hat dich geprägt, welche Sehnsüchte, Erinnerungen, Gefühle … trägst du mit dir? Sehnsuchtsort Heimat. Ein Leben lang sind wir wohl „Auf der Suche …“, nicht zuletzt auch nach den nicht sichtbaren Räumen, in denen wir uns heimisch fühlen können: wie im Glauben, in der Musik.
Sabine Geyer
Mittwoch, 11. Mai, 18.30 Uhr
Vernissage mit Vorführung des Dokumentarfilms
WOHER KOLLEGE WOHIN KOLLEGE – EIN GEFÜHL VON HEIMAT
Sonntag, 15. Mai, 11.15 Uhr
Auf der Suche … nach Heimat
Kunstgottesdienst zur Ausstellung
Stadtdekan Dr. Bernhard Liess
Samstag, 16. Juli, 18-22 Uhr
FreiRaum St. Markus
Offene Kirche mit Ausstellung und Musik