Abschied von Gunter Schaumann

Er hat das Profil von St. Markus als weltoffene, für die Buntheit des Lebens und im Dialog von Glaube, Kunst, Musik, Kultur und Wissenschaft stehende Gemeinde, über Jahrzehnte im Kirchenvorstand und auch im Amt des Vertrauensmanns mitgeprägt. Er war nicht nur ein kluger und streitbarer Mitdenker, sondern er packte mit seinen vielen Gaben stets mit an und war nahe mit und bei den Menschen in der Maxvorstadt und in seinem großen Freundeskreis.

Gunter war für viele ein wichtiger Lebensbegleiter in Krisenzeiten, hatte immer die Menschen in seinem Lebensumfeld im Blick und sorgte sich um sie. Neben seiner Lust an intellektuellen Herausforderungen, seiner Begeisterung für andere Kulturen, das Reisen, die Kunst, den Film, der Literatur, der Musik und vielem anderen, konnte man mit ihm auch trefflich über Fußball und Politik diskutieren.

Gunter war immer loyal. Wenn ihm was nicht passte, sagte er es offen und erörterte im Gespräch auch andere Standpunkte. Er ließ sich überzeugen und konnte überzeugen. „Du darfst mir Deine Predigt schicken“ war mir immer auch ein gewichtiges theologisches Urteil über das ich mich augenzwinkernd freute.  

Er war ein Gentleman der alten Schule, wunderbar charmant und neugierig auf die Menschen – unabhängig von Religion, sozialer und kultureller Herkunft oder Bildung. Gunter hatte keinerlei Dünkel. Seine verstorbene Frau Christa, die lange in unserem Kirchenvorstand wirkte und Gunter an unsere Gemeinde heranführte, war in unseren Gesprächen stets liebevoll präsent.

Mit Gunter konnte man diskutieren – auch wenn man bisweilen kaum zu Wort kam – herzlich albern und lachen und genießen. Gutes Essen, guter Wein und die vielfältige Süße des Lebens gehörten zu seinem Lebensstil genauso wie gute Gespräche.

Er war stets positiv gestimmt, machte immer das beste aus seinem Leben und blieb Gott sei Dank bis fast zum Ende seines Lebens selbstbestimmt und geistig wie körperlich mobil. Auch wenn es ihm manchmal schwer fiel, weil sein Geist viel jünger und agiler war als sein Alter. Er hätte sehr viel mehr noch getan und erfahren.

Mit seiner Baskenmütze und stets stilvollen Erscheinung war er in unseren Gottesdiensten und Veranstaltungen, in unserem Viertel und der Stadt überaus bekannt und beliebt.

Für mich war Gunter das Gedächtnis der Gemeinde und eine Instanz des christlichen Glaubens und der religiösen Haltung in St. Markus. Sein Rat war mir immer wichtig und vor allem seine Hilfe und selbstverständliche Unterstützung. Er hatte auch eine große handwerkliche Gabe und immer Ideen für ganz pragmatische Lösungen. Er war empfindsam, wenn er sich und in seiner Meinung gesehen fühlte und teilte das auch mit.

Gunter war und ist für mich ein in seiner Lebensfreude, Vielseitigkeit, in dieser einzigartigen Verbindung von Intellektualität, Weltoffenheit, Neugier auf den Menschen, seiner Treue und Hilfe für seine Freunde und seinen Nächsten, seinem handwerklichen Pragmatismus oft ein Phänomen. Es ist so wunderbar, dass es ihn gab und tieftraurig, dass er nicht mehr ist. Er ist und war ein großes Geschenk für uns alle.

Ich bin mir gewiss, dass er nun schauen darf, was er geglaubt hat. Friede seiner Seele!

In dankbarer Erinnerung!

Olaf Stegmann